Nachlese: Homeschooling und die erfolgreiche Vorbereitung auf die LAP
Bericht zum Ausbilder*innenstammtisch in der Wilhelm Gronbach GmbH
Am Donnerstag, den 22. Juni 2023 fand in der Wilhelm Gronbach GmbH in Niederndorf der vierte Ausbilder*innenstammtisch des Jahres statt. Das Ausbilderforum durfte dabei um die 20 Lehrlingsausbilder*innen und Vertreter*innen von Bildungseinrichtungen am Firmengelände begrüßen.
Vorstellung des Unternehmens
Gronbach ist eine crossfunktionale Unternehmensgruppe, die sich in Niederndorf auf die Entwicklung und Serienfertigung von (OEM-)Komplettgeräten und Baugruppen für international vertretene Marken spezialisiert. Der Schwerpunkt des Standortes Niederndorf mit seinen 160 Mitarbeiter*innen liegt damit im Bereich der Geräteentwicklung und Anwendungstechnik, wie COO Reinhard Osterauer in seinen Begrüßungsworten erzählt. Neben der Entwicklung von Baugruppen erstrecken sich die Kernkompetenzen von Gronbach aber auch auf die Verbindung einzelner Komponenten mittels umfassender Klebe- und Verbindungstechnologien, so Osterauer.
Dem Unternehmen ist aber nicht nur die technische Innovation, sondern auch die Ausbildung zukünftiger Fachkräfte wichtig. So ist die Wilhelm Gronbach GmbH seit 2021 Ausgezeichneter Tiroler Lehrbetrieb und stets bestrebt, die am Standort ausgebildeten Lehrlinge zu übernehmen. Derzeit werden in Niederndorf drei Lehrlinge in den Lehrberufen Metalltechniker*in, Prozesstechniker*in und Industriekauffrau*mann ausgebildet. Zusätzlich können bei Bedarf zwei weitere Lehrberufe ausgebildet werden.
„Homeschooling und mögliche Auswirkungen – Begleitung der Lehrlinge bis zur erfolgreichen LAP“
Anschließend ergreift Irmgard Mayer, Lehrlingsverantwortliche und Diplomierte Lehrlingsausbilderin, das Wort und leitet zum thematischen Schwerpunkt des Nachmittags über. Das Thema Homeschooling mit all seinen Vor- und Nachteilen ist seit der Corona-Krise selbstverständlich allen Anwesenden kein Fremdwort mehr. Da bei einem Lehrling der Firma Gronbach die Auswirkungen des Homeschoolings aber erst später und völlig unerwartet zutage getreten sind, möchte Mayer seinen Fall am Stammtisch anonymisiert und exemplarisch präsentieren.
So habe der betreffende Lehrling, der in einem technischen Lehrberuf ausgebildet wurde und im Betrieb immer durch gute Leistungen und hohe Motivation aufgefallen sei, aufgrund der Lockdowns den gesamten Blockunterricht in der Berufsschule im Homeschooling absolviert. Trotz guter Schulnoten und eines LAP-Vorbereitungskurses habe er dann aber den praktischen Teil der LAP zweimal nicht bestanden – ein Umstand, der laut Mayer im Betrieb für große Verwunderung gesorgt habe. Zum einen handelte es sich dabei nämlich um das erste negative LAP-Resultat seit 2011. Zum anderen habe man den betreffenden Lehrling aufgrund seiner guten Schulnoten nie als „Wackelkandidaten“ eingeschätzt.
Völlig verblüfft habe man sich daraufhin im Betrieb auf Ursachenforschung begeben, erzählt Irmgard Mayer. Da die Motivation des Lehrlings im Homeoffice unverändert hoch war, schätzte man die fehlende Möglichkeit, den Lernfortschritt vor Ort zu kontrollieren, Feedback zu geben und das Prüfungsambiente zu simulieren als mögliche Faktoren für das Scheitern bei der LAP ein. Den Lehrling jedenfalls traf sein zweimaliges Durchfallen aufgrund seiner guten Schulnoten besonders hart und unvorbereitet. Daraufhin iist Gronbach mit der Firma 3CON in Ebbs einen Ausbildungsverbund eingegangen, sodass sich der betreffende Lehrling nochmals intensiv auf die praktische Prüfung vorbereiten, die er dann schlussendlich auch bestand.
Homeschooling in technischen Lehrberufen – Auswirkungen, Herausforderungen und Chancen
Nach der Schilderung dieses „Sonderfalls“ möchte Irmgard Mayer von den Anwesenden wissen, ob sie mit dem coronabedingten Homeschooling in den technischen Lehrberufen ähnliche Erfahrungen gemacht hätten oder ob es bei manchen auch positive Lerneffekte gegeben haben.
Einige Anwesende bestätigen, dass auch in ihren Betrieben die Leistungen in den technischen Lehrberufen teilweise gesunken seien, da die praktischen Fachkenntnisse im Fernunterricht schlichtweg schlechter vermittelbar seien als beispielsweise bei Lehrberufen im Bürobereich. Ganz unabhängig vom Lehrberuf haben viele Ausbilder*innen zusätzlich die Erkenntnis gewonnen, dass Lehrlinge im Homeschooling viel Disziplin und Selbstorganisation brauchen, um Inhalte zu erlernen – von der technischen Ausstattung einmal abgesehen. Eine Ausbildungsverantwortliche hat hierbei aber gute Erfahrungen gemacht, indem sie die Lehrlinge das Homeschooling im Betrieb unter Supervision durchführen hat lassen, um Lernfortschritte kontrollieren zu können.
Ein Anwesender ergänzt, dass man im Betrieb den teilweisen Wegfall des Berufsschulunterrichts vor Ort mit Praxisunterricht im Betrieb kompensiert habe, was sich gelohnt, aber einen hohen Aufwand verursacht habe. Betriebe mit Lehrwerkstätten seien hier klar im Vorteil, fügen zwei Ausbilder hinzu.
In diesem Sinne lohnt es sich für kleinere Betriebe, Ausbildungsverbünde einzugehen, um fehlende Ausstattung wettzumachen. Aber auch größere Betriebe mit Lehrwerkstätten profitieren von Ausbildungsverbünden, da ihre Lehrlinge in kleineren Betrieben andere Arbeitsabläufe kennenlernen und teilweise stärker in die Produktion eingebunden werden.
Nach Abschluss der Diskussion dürfen die Teilnehmer*innen das Gelände der Firma Gronbach besichtigen. Dabei erfahren sie, wie Türen für professionelle Dampfgargeräte gefertigt werden und verfolgen den Weg einer solchen Tür über verschiedene Stationen bis hin zur Qualitätskontrolle.
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