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Nachlese: Nachhaltigkeit in der Lehrlingsausbildung

Bild von einer hohen Blumenwiese mit dem Institut für Botanik und der Nordkette im Hintergrund
04 Aug

Bericht zum Sommerstammtisch im Botanischen Garten

Am Donnerstag, den 20. Juli fand im Botanischen Garten der Universität Innsbruck der 11. Sommerstammtisch des Ausbilderforums statt. Das Ausbilderforum durfte dabei 50 Lehrlingsausbilder*innen und Vertreter*innen von Sozialpartnern und Bildungseinrichtungen begrüßen.

Nachhaltigkeit in der Lehrlingsausbildung

Eva Spiegel-Peters (Ausbilderforum) und Maria Holoubek (Botanischer Garten) heißen alle Anwesenden willkommen und kündigen Kurzvorträge zum Thema „Nachhaltigkeit in der Lehrlingsausbildung“ und den gemeinsamen Besuch der aktuellen Ausstellung im Botanischen Garten an.

Beide Programmpunkte eint der Bezug zum Thema Ökologische Nachhaltigkeit. Die Ausstellung „Ordentlich schlampig“ etwa möchte dazu inspirieren, in Privatgärten neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere zu schaffen. Intensive Landwirtschaft, Bodenversiegelung und Klimawandel haben nämlich zu einer massiven Verringerung der Insektenanzahl und -vielfalt geführt, was sich fatal auf das ökologische Gleichgewicht auswirkt. Die Umgestaltung privater und auch öffentlicher Grünflächen bietet jedoch die Chance, diesem Phänomen im Kleinen entgegenzuwirken.

Ökologische Nachhaltigkeit lässt sich aber nicht nur auf Grünflächen, sondern auch in Unternehmen und Lehrbetrieben umsetzen. Lehrbetriebe haben hier besonders viel Potential, weil sie durch Bewusstseinsbildung und Wissensvermittlung bereits die nachrückenden Generationen am Arbeitsmarkt – und damit die Fach- und Führungskräfte von Morgen – für das Thema gewinnen können.

Nachhaltigkeit im Botanischen Garten – Wie ticken die Lehrlinge?

Zur Vorbereitung auf den Stammtisch hat Maria Holoubek ihre Lehrlinge befragt, welchen Standpunkt sie selbst in Bezug auf Ökologische Nachhaltigkeit vertreten und welche Standards ihr Lehrbetrieb in ihren Augen erfüllen sollte. Zusammenfassend berichtet Holoubek, dass die befragten Lehrlinge einen hohen Informationsstand aufweisen und besonderes Interesse am Thema Energie hegen. In diesem Bereich kennen die Lehrlinge diverse Einsparmöglichkeiten und können konkrete Anwendungsbereiche an ihrem Arbeitsplatz nennen. Die Erfüllung von Nachhaltigkeitszielen im Botanischen Garten geht vielen Lehrlingen etwas zu langsam. So wünschen sie sich beispielsweise eine schnellere Abkehr von Herbiziden und Torf, auch wenn dies eine hohe Herausforderung für den Betrieb darstellt.

Was ihren privaten Lebensstil betrifft, zeigen sich die Lehrlinge eher zurückhaltend. So stößt etwa der Vorschlag, betriebliche Events wie Kleidertauschbörsen zu organisieren, bei den Lehrlingen auf vergleichsweise geringes Interesse, erzählt Holoubek. Dafür sei die Bereitschaft, Nachhaltigkeit im Betrieb mitzugestalten, sehr hoch und das dafür notwendige Wissen zum Teil bereits schon vorhanden. In diesem Sinne haben sich Holoubek und ihre Lehrlinge darauf geeinigt, mit einem monatlichen Austausch zum Thema Ökologische Nachhaltigkeit anzusetzen.

Energiescouts – Basisausbildung Energie für Lehrlinge

Das Projekt „Energiescouts“ wurde von Vera Lochmann (AK Jugendabteilung) und Ulrike Umshaus (Energieagentur Tirol) ins Leben gerufen und fußt auf einer Kooperation von AK Tirol und Energieagentur Tirol. Lochmann und Umshaus erzählen, dass das Projekt aus dem Wunsch heraus entstanden sei, ein auf Lehrlinge zugeschnittenes Angebot zu schaffen. Für Schüler*innen gebe es nämlich schon diverse Projekte, in denen Wissen zum Thema Energieverbrauch und Energieeffizienz vermittelt wird. Mit den Energiescouts existiert nun auch ein kostenloses Projekt speziell für Lehrlinge, welches lediglich eine Freistellung vom Lehrbetrieb für die Dauer von zwei Blöcken erfordert.

Im Projekt erhalten die teilnehmenden Lehrlinge im Rahmen verschiedener Module die Möglichkeit, sich theoretisch und vor allem praktisch mit den Themen Ressourcen, Energieverbrauch, Energieeffizienz, Lifestyle, Mobilität und dem Klimawandel auseinanderzusetzen. Dabei stehen unter anderem der eigene CO2-Fußabdruck, Testmöglichkeiten von Elektrofahrzeugen und eine Exkursion zu nachhaltig geführten Unternehmen auf dem Programm.

Ab dem ersten Block wickeln die Lehrlinge ein thematisch passendes Projekt im eigenen Betrieb ab, um die gelernten Inhalte auch praktisch umzusetzen. Sie können dabei auf fachliche Unterstützung von der Energieagentur Tirol und der Arbeiterkammer zurückgreifen. Zusätzlich werden den Lehrlingen in einem Modul Grundlagen des Projektmanagements vermittelt, um sie bei der Planung und Umsetzung zu unterstützen.

Besonderen Wert legen Lochmann und Umshaus bei der Zusammensetzung der Teilnehmer*innen auf eine Mischung von Branchen und Betriebsgrößen, damit der Austausch zwischen den Lehrlingen möglichst groß und interessant ist. Auch die öffentliche Präsentation der Projekte und eine feierliche Verleihung der Zertifikate ist beiden wichtig, um das Engagement von Lehrlingen und Betrieben zu würdigen.

Die nächste Ausbildung findet von September bis November 2023 statt. Nähere Informationen finden Sie hier sowie in den Unterlagen im Anhang dieses Berichts.

Sustainability@SPE – Siemens Professional Education

Auch in der Siemens Österreich AG möchte man ihm Rahmen der Lehrlingsausbildung für das Thema Ökologische Nachhaltigkeit sensibilisieren. Laut eigenen Angaben war Siemens 2015 eines der ersten Industrieunternehmen weltweit, das sich zur CO2-Neutralität der eigenen Geschäftstätigkeit bis 2030 verpflichtet hat. Seitdem konnte das Unternehmen mehr als 50 Prozent seiner CO2-Emissionen reduzieren.  

Lukas Juen, Ausbildungskoordinator für Tirol, Salzburg und Vorarlberg, berichtet ergänzend, dass sich Siemens mit dem geschäftsübergreifenden Rahmenwerk „DEGREE“ (Decarbonization, Ethics, Governance, Ressource Efficiency, Equity und Employability) Nachhaltigkeitsziele geschaffen hat, die in allen Teilen des Konzerns umgesetzt werden sollen.

In der Lehrwerkstätte stand man nun vor der Herausforderung, das abstrakte Rahmenwerk in die Praxis umzusetzen und den Lehrlingen die Nachhaltigkeitsziele und das dahinterliegende Thema zu verdeutlichen. Dazu hat man unter dem Begriff „Sustainability@Siemens“ Lerneinheiten zum Thema Nachhaltigkeit in die Ausbildungspläne integriert, um das Thema auch in der Lehrwerkstätte verankern zu können.

Zu diesen Lerneinheiten gehören unter anderem das „Sustainability Game“ (SuSie) und das „Sustainability Conceptboard“. Mithilfe dieser Lerneinheiten, die für alle Lehrberufe geeignet sind, wird den Lehrlingen grundlegendes Wissen zum Thema vermittelt und auch gewissermaßen nachhaltiges „Verhalten“ trainiert. Diese Lernerfolge gelangen dann ihm Rahmen von Projekten wie der Teilnahme an den Energiescouts oder Klimachecker@Work zur praktischen Umsetzung. Viele dieser Projekte sind dabei auf spezifische Lehrberufe zugeschnitten. So widmet man sich im Bereich der IT beispielsweise dem Thema „Green IT“ oder nachhaltiger Programmierung, im Bereich der Elektro-/Automatisierungstechnik und Mechatronik den intelligenten Messsystemen.

Auf besonders Großes Interesse stößt bei Juens Schilderung das Sustainability Game. Juen erklärt, dass das Spiel die Komplexität des Nachhaltigkeits-Themas vermittelt und die Lehrlinge den strategischen und nachhaltigen Umgang mit Ressourcen trainieren. Das Spiel ist eine Pflichtgrundlage für alle Lernenden und daher im Ausbildungsplan verankert.

Ordentlich schlampig – Lebensraum für Tiere und Pflanzen

Nach der Präsentation der verschiedenen Projekte begleiten Maria Holoubek, Stephan Ritzenfeld und Sabine Sladky-Meraner die Teilnehmer*innen durch die aktuelle Ausstellung „Ordentlich schlampig – Lebensraum für Tiere und Pflanzen“.

Der Begriff „Ordentlich schlampig“ spricht den teils sehr ausgeprägten Ordnungseifer bei der Pflege von Privatgärten und öffentlichen Grünflächen an, der sich etwa in bodennah gemähten Rasenflächen, penibel getrimmte Rasenkanten oder sauber gefegten Beeten äußert. Doch gerade im hohen Gras entlang eines Zaunes oder im Unterwuchs der Hecke errichten z. B. Ackerhummeln ihren Sommerstaat, Kröten und Molche finden hier Schutz vor Hitze, Heuschrecken, Käfer und viele andere Tiere einen Unterschlupf. Die Ausstellung soll in diesem Sinne dazu inspirieren, mit einfachen und optisch ansprechenden Maßnahmen wertvolle Lebensräume im eigenen Umfeld zu schaffen.

Kontakt und Rückfragemöglichkeiten

Vera Lochmann
Arbeiterkammer Tirol
0800 225522 1552
vera.lochmann@ak-tirol.com

Ulrike Umshaus
Energieagentur Tirol
0512 589913 oder 0699 15589910
ulrike.umshaus@energieagentur.tirol

Lukas Juen
SPE Regionalleitung Ausbildung
Region West (Vorarlberg, Tirol, Salzburg)
0664 8011716505
lukas.juen@siemens.com

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